Entdeckung der Heungdeoksa-Tempelstätte

Jikji war eine Sammlung immens wichtiger Exzerpte aus den Analekten Buddhas und der buddhistischen Patriarchen. So wie auch andere Bücher der Antike führt es seinen Veröffentlichungsnachweis, incl. Veröffentlichungsdatum und -ort, am Ende des Werkes auf und zwar unter folgender Angabe: "Dieses Werk wurde mittels beweglicher Metalltypen im Heungdeoksa-Tempel außerhalb der Magistratur von Cheongju im 7. Jeongsa-Monat des 7. Jahres des Kaisers Zhaozong von Nord-Yuan-China gedruckt (宣光七年丁巳七月日 淸州牧外興德寺鑄字印施)" Diese schlichte Zeile bestätigte, dass das Jikji, das 1377 (im 3. Regierungsjahr von König U. von Goryeo) veröffentlicht wurde, weltweit das älteste erhaltene Buch ist, das mit beweglichen Metalltypen gedruckt wurde.

Publikationsverzeichnis am Ende des Jikji

Publikationsverzeichnis am Ende des Jikji

Was für ein Tempel war der außerhalb der Magistratur von Cheongju gelegene Heungdeoksa-Tempel, in dem das erste Metalldruckwerk der Welt publiziert worden ist? Entgegen aller Bemühungen konnten Wissenschaftler vor der Ausgrabung des Tempels keinerlei Aufzeichnungen über den Tempel identifizieren. Details in Bezug auf den Tempel, etwa seine exakte Lage, Dimensionen und Geschichte, waren lange Zeit ein ungelöstes Rätsel geblieben. Erst dreizehn Jahre nachdem das Jikji 1972 erstmals der Öffentlichkeit präsentiert wurde, fanden dann doch Fragen über den Tempel endlich und unerwartet einige Antworten, während eines Bauprojekts für eine nahe gelegene Wohnanlage.

Im Dezember des Jahres 1984 hat die Korea Land Corporation ein Projekt zur Erschließung von Wohngebieten in Uncheon-dong, Cheongju, begonnen, wobei das Cheongju-Universitätsmuseum eine untersuchende Ausgrabung des Geländes durchführte. Es wurde aufgrund der Entdeckung buddhistischer Artefakte, etwa der Bronzeglocke (Schatz Nr. 1167) aus der Zeit des vereinigten Silla im Jahr 1970 und des Gedenksteins für einen Silla-Tempel im Jahr 1982, vermutet, dass Uncheon-dong der Standort eines Tempels gewesen sei. Es ist jedoch in diesem Bereich keine offizielle Ausgrabung durchgeführt worden. Infolgedessen startete man die Ausgrabungsarbeiten mit hohen Erwartungen, die in der Entdeckung einer Tempelanlage mit Haupthalle, Pagode und Innentor resultierten, das von Norden nach Süden in einem Grundriss angeordnet war, auf den heutzutage als die historische Stätte von Uncheon-dong verwiesen wird.

Das Grabungsteam der Cheongju-Universität untersuchte ferner die Umgebung des Tempelgeländes und fand den Grundstein eines Gebäudes, Fragmente von Firstendziegeln und Dachziegeln aus der Goryeo-Dynastie, nicht weit südwestlich von Uncheon-dong. Dies bestätigte die Existenz einer weiteren Tempelanlage in der Nähe des heutigen Cheongju Early Printing Museum zusätzlich zur historischen Stätte Uncheon-dong. Da der Name des Tempels bei den Ausgrabungen nicht identifiziert werden konnte, wurde er nach dem alten Namen des Gebietes Yeondang-riHistoric Site benannt, und bei den Ausgrabungsarbeiten im März 1985 wurden verschiedene Arten von buddhistischem Kunsthandwerk, Dachziegelfragmente und Seladon-Porzellan ausgegraben.

Ausgrabungsarbeiten an der Heungdeoksa-Tempelstätte

Ausgrabungsarbeiten an der Heungdeoksa-Tempelstätte (Foto mit freundlicher Genehmigung des Cheongju-Universitätsmuseums)

Im Oktober, kurz vor dem Abschluss der Ausgrabungsarbeiten, wurde an der Ostseite des Tempels ein Stück eines buddhistischen Bronzegongs entdeckt. Ein Bronzegong ist ein buddhistisches Instrument für buddhistische Rituale und der ausgegrabene Gong war seitlich partiell gebrochen, wobei der komplette Körper fehlte. Auf diesem Gongfragment war klar erkennbar der folgende Satz eingraviert: "Heungdeoksa-Tempel der Präfektur Seowon", wodurch die Entdeckung zu einem historischen Moment wurde, der die Identität der nicht identifizierten Tempelanlage als die Heungdeoksa-Tempelstätte bestätigte, wo der weltweit erste Metallschriftdruck zum Drucken von Jikji verwendet worden war. Die Heungdeoksa-Tempelanlage liegt zwei Kilometer nordwestlich der Cheongju-Festung im Stadtzentrum, was absolut der Aufzeichnung des Jikji entspricht, nach welcher der "Heungdeoksa-Tempel als außerhalb der Magistratur von Cheongju" situiert beschrieben wird

Nach der Entdeckung der Bruchstücke des buddhistischen Gongs wurde im Mai des folgenden Jahres die Heungdeoksa-Tempelstätte offiziell als Historische Stätte Nr. 315 ausgewiesen. Das sich anschließende Problem bestand dann aber darin, dass ein Teil des Erdreichs bereits vor der Ausgrabung abgetragen worden war. Das Grabungsteam untersuchte den Siedlungsplatz, zu dem das Erdreich von der Stätte weg bewegt worden war und fand mit Hilfe eines Metalldetektors eine Bronzeschale mit der Inschrift "Heungdeoksa-Tempel im 10. Jahr des Kaisers Xizong von Jin China", die beweist, dass sie 1150 hergestellt worden ist. Damit bestätigte sich, dass die Stätte der Ort war, an dem das Jikji gedruckt worden war, wobei sich dazu in der existierenden Literatur kein Hinweis gefunden hatte.

Hätte ohne diesen dramatischen Fund der wahre historische Wert des Jikji so erkannt werden können, wie er jetzt ist? Das Jikji, das 63 Jahre vor Gutenbergs Drucktechnik gedruckt worden war, hätte seine heutige Anerkennung nicht aufrechterhalten können, wären nicht Details wie das Erscheinungsdatum, der Ort und die genaue heutige Lage des Verlagsortes durch Beweise bekräftigt worden. Daher trug die Ausgrabung der Heungdeoksa-Tempelstätte 1985 wesentlich zur Untermauerung des wahren Wertes des Jikji bei. Darüber hinaus stellt diese Ausgrabung einen Meilenstein dar, da sie die Bedeutung von Ausgrabungen und Inschriften mittels Lokalisierung der undokumentierten Heungdeoksa-Tempelstätte anhand von Inschriften, die in ausgegrabenen Artefakten eingraviert sind, demonstrierte.

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